Sebastian Kurz einen Monat nach Rücktritt

10.11.2021

Vor einem Monat löste der Rücktritt von Sebastian Kurz als Bundeskanzler einen Paukenschlag in der österreichischen Innenpolitik aus und führte gleichzeitig zu einem Absturz der ÖVP bei der Sonntagsfrage. Seit eineinhalb Jahren erhebt das MARKET Institut in Kooperation mit der Paul Lazarsfeld Gesellschaft wöchentlich umfassende Gesellschaftsindikatoren, wodurch dank des langen Erhebungszeitraums ein aufschlussreicher Trendverlauf vorliegt.

Das stabile Langzeithoch der ÖVP von über 30 Prozent bei der Sonntagsfrage wird die Kanzlerpartei nach den vor mehr als einem Monat aufgekommenen Vorwürfen der Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit – es gilt die Unschuldsvermutung – wohl nicht mehr so schnell erreichen. Aktuell kommt die Volkspartei auf 26 Prozent und liegt somit nur noch knapp vor der SPÖ, welcher es kaum gelingt, frustrierte ehemalige Türkiswähler für die Sozialdemokraten zu gewinnen.

Ein deutlich größerer Profiteur der türkisenen Krise dürfte die FPÖ sein, welche seit mehreren Wochen kontinuierlich zulegt und inzwischen die 20-Prozent-Schwelle überspringt. Somit liegen die drei Großparteien aktuell innerhalb von 4 Prozentpunkten beisammen.

Die Grünen, der Juniorpartner in der Regierung, werden aus aktueller Sicht von den Turbulenzen in der Regierung kaum nach unten gezogen und bleiben stabil bei 11-12 Prozent, während Neos einen leichten Aufwärtstrend vorweisen kann und aktuell knapp vor den Grünen liegt.

Nach dem für viele überraschenden Einzug der impfkritischen Partei MFG (Menschen Freiheit Grundrechte) in den oberösterreichischen Landtag zeigt sich auch österreichweit ein leichter Anstieg des Anteils anderer Parteien.

Der Sinkflug der Vertrauenswerte für Ex-Bundeskanzler Kurz verdeutlichen den anhaltenden Schaden für die ÖVP. Stuften im Frühjahr des Vorjahres noch sechs von zehn Österreicher*innen Sebastian Kurz als sehr oder eher vertrauenswürdig ein, so stürzte der Wert auf aktuell knapp über 20 Prozent ab.

Auch die Medien – Stichwort Inseratenaffäre – haben die aktuelle Krise nicht unbeschadet überstanden. Generell zeigt sich in der Bevölkerung bei der Mehrheit der relevanten Verantwortungsträger ein mehr oder weniger stark ausgeprägter Vertrauensverlust. In diesem Kontext blieben die Vertrauenswerte von Bundespräsident Alexander Van der Bellen sowie der Justiz einigermaßen stabil.

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