Schleichender Vertrauensverlust auch beim Bundesheer

11.05.2023

Vertrauen in ein menschliches Miteinander, aber auch in staatliche Institutionen sind die Grundlage für das Funktionieren einer Gesellschaft. Dennoch ist seit geraumer Zeit ein stetiger Erosionsprozess in puncto Vertrauen im Gange, der auch beim Thema Landesverteidigung und Sicherheit klar zu beobachten ist. Neben der rückläufigen Entwicklung seit dem Frühjahr 2020 ist dabei auch der Knick in der Vertrauenskurve des österreichischen Bundesheers just zum Zeitpunkt des Überfalls Russland auf die Ukraine auffällig. Offenkundig verlieren Herr und Frau Österreicher, ob der unmittelbaren Bedrohung eines Kriegs in Europa, mehr und mehr das Vertrauen in die österreichische Landesverteidigung. Hatten zu Beginn der wöchentlich erhobenen Zeitreihe noch rund zwei Drittel Vertrauen in das österreichische Bundesheer, so liegt der Wert drei Jahre später nur noch bei rund der Hälfte.

Auch das westliche Verteidigungsbündnis NATO ist nicht vor diesem schleichenden Vertrauensverlust gefeit. Die seit dem Kriegsausbruch erhobenen Vertrauenswerte sind hier erwartungsgemäß deutlich geringer als beim Bundesheer, denn Österreich ist bekanntlich gemäß der Verpflichtung zur Neutralität bündnisfrei. Der zähe Kriegsverlauf und ein leider immer noch nicht erkennbares Ende dieses Krieg scheinen aber auch bei den Vertrauenswerten der NATO ihre Spuren zu hinterlassen.

Die Vertrauenskurve der NATO weist in KW18 des Vorjahres einen auffälligen Ausschlag nach oben auf, denn genau in diesem Zeitraum kritisiert der russische Außenminister Lawrow die NATO heftig und droht mit dem 3. Weltkrieg sowie mit Atomkrieg und Atomschlägen gegen Berlin, Paris, London.

Im Gegensatz dazu verursachen schwere Raketenangriffe auf Odessa in KW6 des aktuellen Jahres ein Absacken der Vertrauenswerte (Zusammenbruch der Stromversorgung bei winterlichen Temperaturen, auch Charkiw und Cherson unter Raketenbeschuss – zivile Opfer).

Das 10. Sanktionspaket gegenüber Russland und die Niederlage der russischen Armee bei der bisher größten Panzerschlacht in Wuhledar führen wenige Zeit später zu einem Anstieg des Vertrauens in die NATO in KW9.

Die hohe Veränderungsrate in der Gesellschaft erfordert ein dynamisches und flexibles Diagnoseinstrument zur Messung der jeweils aktuellen Stimmungslagen. Stimmungen sind die Treiber des gesellschaftlichen Wandels, verändern den Rahmen für die Politik, bremsen und beschleunigen die Wirtschaft. Nichts liegt näher, diese Stellgrößen für Gesellschaft und Politik im engen Intervall genau zu verfolgen, um neue Erkenntnisse auch rasch in die Umsetzung zu bringen.

Die PAUL LAZARSFELD GESELLSCHAFT führt daher seit der KW 18/2020 eine wöchentliche Online-Panelerhebung auf statistisch stabiler Basis von jeweils 1000 repräsentativ ausgewählten Befragten durch und beobachten dabei zentrale gesellschaftliche und politische Parameter.  Die Vorteile dieser einzigartigen „ersten Pulsuhr für Österreichs Gesellschaft“ sind:

  • High Frequency Monitoring erlaubt wöchentliche Analysen auf statistisch stabiler 1000er Basis
  • 52.000 Interview pro Jahr ermöglichen tiefgehende Betrachtungen auch für beliebig definierte Zeiträume
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  • Inhaltliche Flexibilität besteht, denn jede Woche kann kurzfristig (bis Montag 9:00 Uhr) redaktionell verändert bzw. ergänzt werden
  • Reporting noch in der jeweiligen Erhebungswoche
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