MARKET Ernährungsstudie 2023

Ernährungsbewusstsein im Vormarsch!

 

Einen zentralen Stellenwert im Rahmen der Ernährungsthematik nimmt der Faktor Ernährungsbewusstsein ein. Ohne nähere Definition des Wortes „Ernährungsbewusstsein“, wurden im Jänner/Februar 2023 n= 1.017 ÖsterreicherInnen befragt, ob sie sich selbst als ernährungsbewusste Menschen einstufen. Die klare Antwort lautet: Ja, die österreichische Bevölkerung nimmt sich als ernährungsbewusst wahr – und zwar in zunehmendem Ausmaß!  Waren es vor 10 Jahren – im Rahmen der „Ernährungsstudie 2013“ – noch 64% der Befragten, die sich auf jeden Fall ernährungsbewusst (13%) bzw. eher schon ernährungsbewusst (51%) einstuften, so sind es im Rahmen der „Ernährungsstudie 2023“ deutlich höhere 76% (auf jeden Fall ernährungsbewusst: 23%; eher schon ernährungsbewusst: 53%). Das bedeutet: Die Wahrnehmung des Ichs als ernährungsbewusst zeigt auf lange Sicht einen Aufwärtstrend, auch wenn seit der Erhebung im Jahr 2017 die Werte weitgehend stabil sind. Interessant erscheint eine Betrachtung der Ergebnisse nach Alters- und Bildungskategorien. Hier ist erkennbar, dass sich vor allem die Alterskategorie der der 16- bis 29jährigen als auf jeden Fall ernährungsbewusst einstuft (34%) – ebenso wie die Gruppe des niedrigen Bildungssegments (33%). Auseinandersetzung mit dem Ernährungsthema und selbst wahrgenommenes Ernährungsbewusstsein ist demzufolge nicht verstärkt in älteren Alterskategorien sowie in höheren Bildungsgruppen zu Hause, sondern durchgängig in allen Alters- und Bildungsgruppen.

Um Meinungen & Einstellungen zum Thema Ernährung herauszufiltern und sodann Rückschlüsse daraus ziehen zu können, welche Facetten „Ernährungsbewusstsein 2023“ zeigt, wurden den Probanden verschiedene Aussagen zum Thema Ernährung vorgelegt, denen sie voll & ganz zustimmen (Note 1) bis überhaupt nicht zustimmen konnten (Note 4).

Folgende interessante Details sind dazu festzuhalten: Vor allem den Aussagen zu „Fleischgenuss ohne schlechtes Gewissen“ wurde 2023 deutlich weniger zugestimmt, als noch im Jahr 2017. So stimmten 2023 der Aussage „hin und wieder esse ich gerne ein Schnitzel oder einen Schweinebraten – und zwar ohne schlechtes Gewissen“ 81% der Befragten voll ganz zu (50%) oder zu (31%) – 2017 wurde dieser Aussage von deutlich höheren 89% der Befragten zugestimmt. Ähnlich ist das Antwortmuster hinsichtlich der Aussage „man soll auch Fleisch ohne schlechtes Gewissen genießen dürfen“. Dieser Aussage wurde 2023 von 81% der Befragten voll und ganz zugestimmt (41%) oder zugestimmt (40%) – 2017 lag die Zustimmung bei 91%. So hat das Thema Fleischgenuss (ohne schlechtes Gewissen bzw. mit schlechtem Gewissen) verstärkt Einzug in das Ernährungsbewusstsein der ÖsterreicherInnen gehalten: Man hat sich bewusst Gedanken dazu gemacht.

Weiters erscheint es als interessant, dass der Aussage „gesunde Ernährung ist teuer“ 2023 deutlich stärker zugestimmt wurde, als noch 2017. So stimmten 2023 62% der Probanden voll und ganz zu (24%) oder zu (38%) – 2017 war die Zustimmung mit 56% deutlich niedriger. Der Aussage „die Qualität der verwendeten Nahrungsmittel ist mir wichtig“ wurde 2023 mit 87% hingegen deutlich weniger zugestimmt als noch 2017 (95%). Die Interpretierung dieser Werte liegt auf der Hand: Aufgrund der gestiegenen Wahrnehmung, dass gesunde Ernährung teuer ist, kommt es dazu, dass hochqualitative Nahrungsmittel – als Bestandteil einer gesunden Ernährung – an Bedeutung verlieren (müssen), da die Leistbarkeit für viele ÖsterreicherInnen nachlässt.

Dennoch: Der Gedanke an „gesunde Ernährung“ ist vorhanden und so erscheint es natürlich interessant, was hierzulande unter „gesunder Ernährung“ verstanden wird. Gesunde Ernährung bedeutet für die ÖsterreicherInnen: „Viel Obst und Gemüse zu essen (89%) – und zwar jene Sorten, die zu den jeweiligen Jahreszeiten frisch vom Feld kommen (87%)“, „frisch zubereitete Mahlzeiten zu essen“ (90%) und „qualitativ hochwertige Lebensmittel (88%) – vorwiegend aus der Region (80%) – zu verwenden“. Interessant erscheint auch hier, dass Fleisch zu vermeiden für die  ÖsterreicherInnen zunehmend zur gesunden Ernährung gehört. Gaben 2017 24% der Befragten an, dass „Fleisch zu vermeiden“ für sie zur gesunden Ernährung gehört, so sind es 2023 36%. Sprich: 12% mehr, als noch 2017!  Für 19% der Befragten gehört der gänzliche Verzicht auf Fleisch zu einer gesunden Ernährung. Korrespondierend dazu gaben auf die Frage, welche Lebensmittel besonders fehlen würden, 2023 63% der Befragten an, dass ihnen Fleisch besonders fehlen (23%) oder fehlen (40%) würde – 2017 lag dieser Wert bei deutlich höheren 69%. Fleisch ist somit in Österreich offenbar verzichtbarer geworden. Dies spiegelt sich auch in den Antworten auf die Frage nach dem Fleischkonsum der Probanden wider. Gaben 2017 6% der Probanden an, dass sie sich fleischlos ernähren, so sind es 2023 15%. Das bedeutet, dass sich die Anzahl der Fleischlosesser seit 2017 beinahe verdreifacht hat.

 

Zum Abschluss muss jedoch festgehalten werden, dass sich – trotz steigender Anzahl an ÖsterreicherInnen die sich fleischlos ernähren & trotz sinkender Anzahl an ÖsterreicherInnen, die Fleisch stark vermissen würden – rd. drei von vier ÖsterreicherInnen (74%) als Zumindest-gelegentlich-Fleischesser einstufen & Fleisch rd. zwei von drei ÖsterreicherInnen (63%) fehlen würde. Gerade deshalb ist es interessant, sich die Meinungen & Einstellungen der ÖsterreicherInnen zu den Themen Fleisch sowie Nutztierhaltung, Tierschutz bzw. Tierwohl anzusehen. Was wird im Zusammenhang mit den genannten Themen als wichtig empfunden? Folgendes Bild ergibt sich: Den Aussagen „Man sollte Nutztieren lange Transportwege ersparen“ (71%), „Nutztiere sollten artgemäß gehalten werden“ (68%) & „Massentierhaltung bedeutet großes Leid für die Nutztiere“ (65%) wurde am stärksten zugestimmt. „Ich versuche ausschließlich Fleisch aus Österreich zu kaufen“, „bei Fleisch wird die regionale Herkunft der Tiere immer wichtiger“ & „eine artgemäße Tierhaltung ist Voraussetzung für qualitativ hochwertiges Fleisch“ wurde mit je 58% zugestimmt. Ebenfalls über 50% der Probanden vertreten die Ansicht, dass hochwertige Fütterung wichtig für die Fleischqualität ist (53%) & dass sich Massentierhaltung negativ auf die Qualität von Fleisch auswirkt (52%). 47% meinen, dass sich die Politik stärker für Tierschutz einsetzen sollte. Vergleichsweise geringe Zustimmung erhielten die Aussagen „Tierschützer übertreiben ihre Forderungen nach Tierschutz“ (14%), „ich kann mir hochwertiges Fleisch nicht leisten“ & „das Thema Tierschutz bzw. Tierwohl ist ein Modethema“ (je 11%). Ein interessantes Detail zum Schluss: Eher geringe 14% der Befragten stimmten der Aussage „wenn ich ehrlich bin, denke ich nicht so häufig über das Thema Tierschutz nach“ zu.

 

Alles in allem macht man sich in Österreich also Gedanken zum Thema Ernährung, Tierschutz & Tierwohl. Man ist und isst zunehmend ernährungsbewusst in Österreich. Und ernährungsbewusst bedeutet: Im Bewusstsein der Bedeutung und Hintergründe der Ernährung. Ernährungsbewusstsein im Vormarsch!


Sie haben Fragen? Gerne helfen wir Ihnen weiter.
Bei Interesse an unserer Studie oder bei diversen Fragen stehen wir gerne und jederzeit zur Verfügung. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!

Mag. Julia Gibus
Senior-Researcher

+43 732 2555 490

E-Mail schreiben
Interesse uns kennenzulernen? Anfrage stellen