Politischer Höhenflug der Bundesregierung beendet

17.06.2020

Im 14-tätigen Rhythmus werden wir über gesellschaftliche Veränderungen berichten. Neu ist die Zusammenarbeit vom MARKET INSTITUT mit der Paul Lazarsfeld Gesellschaft. Lazarsfeld zählt neben Gallup zu den Begründern der empirischen Gesellschaftsforschung. Paul Felix Lazarsfeld studierte und unterrichtete an der Universität Wien ursprünglich Mathematik und wendete sich dann zunehmend der empirischen Gesellschaftsforschung zu. Er erhielt 1933 ein Forschungsstipendium in den USA und habilitierte dort zum Universitätsprofessor an der Columbia Universität. Seine wissenschaftlichen Publikationen zählen bis heute zu den wichtigsten Arbeiten in der empirischen Gesellschaftsforschung.

Im Rahmen dieser Forschungskooperation werden wir von nun an regelmäßig berichten. Diese Woche präsentieren wir die Entwicklung der politischen Parteien auf Basis der Sonntagsfrage in den letzten 7 Wochen. Die Gesamtdatenbasis der nachfolgenden Zeitreihenanalyse beträgt daher 7000 Repräsentativinterviews. Das ist eine außergewöhnlich hohe Datenbasis. Und außergewöhnlich ist auch die Veröffentlichung von ungewichteten Rohdaten der Sonntagsfrage (also ohne Gewichtung auf Rückerinnerung). Dies ist übrigens in den USA seit 1948 verpflichtend für die Veröffentlichung von Wahlumfragedaten. MARKET&LAZARSFELD wird diesen Standard, Rohdaten inklusive der Unentschiedenen und Nichtwähleranteile zu publizieren, konsequent leben.

Nun zu den aktuellen Ergebnissen: Der politische Höhenflug der Bundesregierung ist beendet. Die außergewöhnlich guten Bewertungen der Bundesregierung sowie von Kanzler Kurz haben sich zuletzt deutlich abgeschwächt.

Die Angst vor einer Corona-Ansteckung ist auf dem niedrigsten Niveau seit Wochen. Der Politik wurde noch während der Corona-Krise exzellentes Corona-Management bescheinigt, jetzt jedoch häufen sich kritische Reflektionen.

Der derzeitige Zustand der Wirtschaft wird von der Bevölkerung äußerst kritisch gesehen. Angst geht um vor den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Die deutliche Konsum- und Investitionsbremse dämpft derzeit die Hoffnung auf eine rasche wirtschaftliche Erholung. Der hohe Zusammenhalt in der Gesellschaft und die hohe Solidarität schwächten sich zuletzt ebenfalls ab.

Diese kritische Gesamtbewertung spürt derzeit am ehesten die ÖVP sowie der Bundeskanzler. Vor fünf Wochen noch erzielte Sebastian Kurz bei der Bundeskanzler-Direktwahlfrage mit 46 Prozent Zustimmung eine herausragende Beurteilung. Aktuell zeigt sich eine signifikante Abschwächung auf 38 Prozent. Dennoch präsentiert er sich im Vergleich zu seinen politischen Mitbewerbern als alternativlos für die Republik, aber seine ausgezeichneten Werte zeigen eine deutliche Erosion.

Dieser Trend bestätigt sich auch bei der Sonntagsfrage. Die ungewichteten Rohwerte der ÖVP sind ebenfalls zuletzt gesunken und zwar von 36 auf 31 Prozent.

Die aktuell kritischere Beurteilung der ÖVP und von Kanzler Kurz verschafft der Opposition bzw. auch dem Grünen Regierungspartner aber keinen politischen Spielraum nach oben. Es ist eher die Gruppe der Nicht-Wähler sowie der Unentschlossenen, die zuletzt stärker wurde.

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