Pressekonferenz: Krieg in der Ukraine verändert

07.07.2022

Der Krieg in der Ukraine macht betroffen und verändert Meinungen. Je länger der Krieg dauert desto pessimistischer werden die Einschätzungen der ÖsterreicherInnen.

Einigkeit herrscht darin, dass es gilt den russischen Vormarsch in der Ukraine zu stoppen. Nahezu zwei Drittel (63 Prozent) sehen im Stopp der russischen Aggression ein ganz wichtiges Ziel. Gleichzeitig herrscht im Augenblick tiefer Pessimismus, ob ein Stoppen des russischen Vormarsches überhaupt gelingen wird. 57 Prozent glauben nicht daran, dass der Ukraine trotz der breiten westlichen Unterstützungsallianz ein Stoppen der russischen Aggression gelingt. Schlichtweg wird vermutet, dass Russland letztlich den längeren Atem im Ukraine Krieg hat.

Eine deutliche Abschwächung der Unterstützungs-Allianz und der Geschlossenheit des Westens wird erwartet. Es zeigt sich also ein deutlicher Pessimismus in der Einschätzung der künftigen Entwicklung des Krieges. Möglicherweise sind diese Ergebnisse auch ein Hinweis auf eine gewisse Unterstützungsmüdigkeit. Immerhin 34 Prozent fordern eine geringere Unterstützung der Ukraine und demgegenüber stehen nur 18 Prozent mit der Forderung nach mehr europäischer Unterstützung für die Ukraine.

Auch der zuletzt gewährte EU-Beitrittskandidaten-Status wird in Österreich mehrheitlich (47 % befinden dies als weniger gute Maßnahme) kritisch gesehen. Es sind die älteren ÖsterreicherInnen und vor allem die Wähler der FPÖ, die die Ukraine-Perspektiven etwas anders sehen.

Ein Hauptmotiv für zögerlichere Ukraine-Unterstützung und die Zunahme von eher pessimistischeren Aussichten für die Ukraine im Zusammenhang mit der Entwicklung des Krieges dürfte in der massiven Angst der Österreicher vor einem russischen Gaslieferstopp begründet sein. 67 Prozent halten das Abdrehen des Gashahnes Russlands für sehr bzw. für wahrscheinlich. Als Konsequenz werden dramatische Auswirkungen befürchtet. Wenig Akzeptanz für eine vorrangige Gasbelieferung der Industrie im Notfall besteht.

Die Wahrnehmung von wirtschaftlichen Konsequenzen wird immer deutlicher in der Bevölkerung und es stellt sich die Frage, ob wir uns derzeit noch am Rande einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise befinden oder ob wir bereits mittendrin in dramatischen wirtschaftlichen Verwerfungen sind.

 

 

Thema der Pressekonferenz am 6.7.2022 in Wien

Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny, Prof. Dr. Werner Beutelmeyer, Dir. Dr. Patrick Horvath & Dr. Wolfgang Petritsch
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