ÖVP verliert an die Nichtwähler, hohe Zustimmung für Martin Kocher
Die Bevölkerung steht derzeit massiv unter Stress. Einerseits erhöhen die neuen aggressiveren Covid-Mutationen das Gesundheitsrisiko und andererseits vertieft sich die Wirtschaftskrise schmerzhaft. Vor diesem Hintergrund sind die Veränderungen der politischen Marktanteile besonders relevant.
Zunächst zur Sonntagsfrage 1): Die Nichtwähler haben die ÖVP erstmals prozentuell deutlich überholt. Mit anderen Worten: mit 30 Prozent sind die Nichtwähler die stärkste Partei und zwar seit ca. Ende November. Die türkise ÖVP spricht derzeit 24 Prozent aller ÖsterreicherInnen an. Dieser Wert bedeutet seit 38 Wochen (seit dem ersten Lockdown 2020) das niedrigste Zustimmungsniveau. Auch die Grünen belastet die Regierungspolitik. Mit aktuell 10 Prozent Wähleranteil liegen sie beispielsweise fast gleichauf mit den NEOS. Blau steckt in einer tiefen Krise. Der Wähleranteil in der KW 2/21 beträgt magere 8 Prozent. Der SPÖ hingegen gelingt eine gewisse Erholungsphase und Stabilisierung bei ca. 20 Prozent.
Die Kanzlerdirektwahlfrage bestätigt das Veränderungsmuster der Sonntagsfrage. Die Gruppe der Nichtwähler ist auch hier angewachsen und belegt den ersten Platz. Kanzler Kurz liegt mit 29 Prozent an zweiter Stelle, aber damit deutlich über seiner Partei (24 Prozent). Die Zustimmung zu Rendi-Wager hat sich zuletzt etwas erhöht. Mit 14 Prozent belegt sie den zweiten Platz im Kanzlerranking. Kogler, Meinl-Reisinger und Hofer liegen ziemlich gleich auf, schaffen aber gerade einmal etwa die Hälfte der Zustimmung von Rendi-Wagner, die wiederum auch nur circa die Hälfte der Zustimmung von Kanzler Kurz erzielt. Kurz präsentiert sich damit nach wie vor als ziemlich alternativlos.
Neu seit dieser Woche auf der politischen Bühne der bisherige IHS Chef Martin Kocher. Der österreichischen Bevölkerung ist er kein Unbekannter, 34 Prozent kannten Martin Kocher bereits vor seiner Ernennung zum Arbeitsminister. Die Entscheidung für ihn wird ziemlich einhellig begrüßt. 85 Prozent jener Personen, die ihn beurteilen können (Basis: 63 Prozent), werten die Bestellung von Wirtschaftsprofessor Martin Kocher zum neuen Arbeitsminister als eine sehr gute bzw. gute Entscheidung.
1) Die Forschungsgemeinschaft Market-Lazarsfeld veröffentlicht ausschließlich nicht „hochgerechnete“ Rohwerte. Das entspricht einerseits der wissenschaftlichen US-amerikanischen Veröffentlichungspraxis und andererseits zeigt sich auf dieser Betrachtungsbasis auch der jeweilige Nichtwähleranteil.
Dokumentation der Umfrage MT2112: MARKET INSTITUT, Basis: 1.000 national repräsentative Interviews (online im MARKET Panel) Befragungszeitraum: KW2 / 2021