Tiefpunkt überschritten, aber Stimmung kommt nicht in die Gänge

09.02.2021

Österreich durchlebt nach wie vor turbulente Zeiten. Der wahrgenommene Zusammenhalt in der Gesellschaft befindet sich seit Beginn der Aufzeichnungen im April des Vorjahres auf Talfahrt, dennoch scheinen Herr und Frau Österreicher wieder etwas optimistischer in die Zukunft zu blicken.

Die Entwicklung des Optimismus im Zeitverlauf gleicht einer Achterbahnfahrt. Nach dem absoluten Tiefpunkt Ende Oktober des Vorjahres (KW44) ging es bis zur Ankündigung der Verfügbarkeit von Impfstoffen wieder leicht bergauf. Darauf folgte – parallel zur schleppenden Umsetzung der Immunisierung diesen Jänner (Stichwort Durchimpfungsrate) – ein Rückfall in der positiven Zukunftserwartung. Die optimistische Stimmung hat sich erst nach den Ankündigungen der Öffnungsschritte wieder leicht positiv entwickelt und nähert sich aktuell dem Durchschnittswert des gesamten Betrachtungszeitraums an. Nichtsdestotrotz ist die Stimmung noch sehr weit von den hohen Werten vom Frühling des Vorjahres, also zu Beginn der Pandemie, entfernt.

Zu Beginn der Pandemie wurde ein hoher Zusammenhalt in der Gesellschaft wahrgenommen, der sich über die Zeit kontinuierlich reduzierte. War zu Beginn der Aufzeichnungen im Frühjahr 2020 (KW 18) noch deutlich mehr als die Hälfte der Bevölkerung der Meinung, der Zusammenhalt bzw. die Solidarität in Österreich ist im Jahresvergleich deutlich bzw. etwas besser geworden, so sieht das aktuell nur gut jeder Zehnte so.

Dieses Stimmungsbild wirkt sich natürlich auch auf die Parteipräferenz aus. In der Sonntagsfrage ist die Partei der Nichtwähler und der Unentschlossenen nach wie vor auf Platz 1. Drei von zehn Österreicher*innen sind unentschlossen bzw. würden aktuell gar keine Partei wählen, der höchste Wert im Vergleichszeitraum. Die SPÖ konnte sich stabilisieren und wäre bei jedem Fünften die erste Wahl.

Abschließend möchte das MARKET Institut noch den Geburtstag von Paul Felix Lazarsfeld am 13. Februar 1901 in Erinnerung rufen, einer der großen Söhne Österreichs, der zeitgleich mit George Gallup die methodischen Grundlagen für die empirische Sozialforschung entwickelt hat.

 

Er absolvierte an der Universität Wien zunächst ein Mathematik-Studium und wurde dann Assistent am psychologischen Institut. Er beschäftigte sich in der Folge mit Sozialpsychologie. Seine Publikation (mit Marie Jahoda und Hans Zeisel) „Die Arbeitslosen von Marienthal“ ist eine bis heute vielfach beachtete und zitierte Grundlagenstudie über die Auswirkung von Langzeitarbeitslosigkeit. Nach einem Stipendiat an der Rockefeller Foundation, emigrierte er 1935 in die USA, wo er viele Jahre an der Columbia Universität tätig war. In den Sechziger- und Siebzigerjahren gab es Bemühungen vor allem von Bruno Kreisky, Paul Lazarsfeld wieder nach Österreich zu holen. So wurde 1963 das Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien von Lazarsfeld und Oskar Morgenstern gegründet. Heinz Kienzl (ehemaliger Gouverneur der österreichischen Nationalbank) pflegte ebenfalls zu Lazarsfeld Kontakt. Er hat drei Jahre nach dem Tod von Lazarsfeld in Wien die PLG (Paul Lazarsfeld Gesellschaft) gegründet und geführt. Nach dem Ableben von Heinz Kienzl im Jahr 2020 wird die Lazarsfeldgesellschaft von Dir. Dr. Patrik Horvath und Präsident Prof. Dr. Werner Beutelmeyer im Andenken an die große wissenschaftliche Leistung in eine erfolgreiche Zukunft fortgeführt.

 

Dokumentation der Umfrage MT2121: MARKET INSTITUT, Basis: 1.000 national repräsentative Interviews (Online im MARKET Panel) Befragungszeitraum: KW6 / 2021

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