Da und dort werben Lebensmittelketten bereits wieder offensiv mit Preissenkungen, und tatsächlich ist die vorläufige August-Inflationsrate von 2,3 Prozent die niedrigste in Österreich seit drei Jahren. Doch von einem kollektiven Seufzer der Erleichterung ist noch nichts zu merken. Weniger als ein Viertel der Österreicherinnen und Österreicher geben an, die nachlassende Teuerung im täglichen Leben bereits zu spüren. Das ist das Ergebnis einer neuen Umfrage des Linzer Market-Instituts für den trend.
Nur sechs Prozent der Befragten merken die Entspannung auf jeden Fall, 16 Prozent „eher doch“ – dagegen sind 78 Prozent der Österreicher:innen der Auffassung, dass die offiziellen Zahlen der Statistik Austria nicht mit der Situation in der eigenen Geldbörse zusammenpassen. Weniger stark steigende Inflationsraten sind eben nicht gleichbedeutend mit sinkenden Preisen.
Birgit Starmayr von Market macht aber auch darauf aufmerksam, dass die Sensibilität für gesunkene oder nicht mehr steigende Preise wächst, je konkreter die Fragestellung ist. 40 Prozent sehen in keinem Bereich des täglichen Lebens eine zurückgegangene Teuerung, 60 Prozent orten immerhin in einzelnen Bereichen eine Entlastung. ,,Am stärksten ist das beim Tanken und bei den Energiepreisen der Fall“, so Starmayr.
An der Zapfsäule, geben 39 Prozent der Befragten an, ist die Entspannung bereits spürbar. Auch die Strom- und Gasrechnung sieht für 28 Prozent inzwischen deutlich freundlicher aus als noch vor einem oder zwei Jahren. Und immerhin 16 Prozent sehen eine Verbesserung beim täglichen Lebensmitteleinkauf im Supermarkt.
Doch in vielen anderen Bereichen bleiben die Preise gefühlt hoch. Unverändert als teuer wahrgenommen werden beispielsweise Bauen, Renovieren, Mieten und Wohnen. Keine positiven Signale gibt es bei den per Indexanpassungen automatisch an die Inflation angepassten Versicherungen. Die Gaststuben und Restaurants des Landes sind zwar, ebenfalls gefühlt, voll, aber eher nicht wegen Sonderrabatten der Gastronomie – nur sechs Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sagen, dass es in den Lokalen preislich wieder besser wird.
Teuerung war eines der beherrschenden Themen im Nationalratswahlkampf. Schuldzuweisungen sind in diesen politisch erhitzten Zeiten beliebt. Wer hat aus Sicht der Befragten besonders stark von den hohen Preisen profitiert?
An vorderster Stelle werden die Energieunternehmen genannt, die mit den Turbulenzen auf den Energiemärkten nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine zu raufen hatten. Mit deutlichem Abstand folgen Banken und Versicherungen, an deren Bilanzen derzeit jeder Interessierte ablesen kann, dass sie erfolgreich durch die Krise(n) gesegelt sind.
Beim Essen und Trinken sind die Urteile hingegen vorsichtig: Den Wirten wollen die wenigsten das Etikett des Profiteurs auf kleben, ebenso wenig den Lebensmittelproduzenten, also etwa den Bauern – am ehesten den Lebensmittelketten, die von 64 Prozent als Inflationsprofiteure genannt werden. Vergleichsweise „gut“ kommt in diesem Zusammenhang die Autowirtschaft weg – was allerdings kein gutes Signal ist, zumindest nicht für die Branche. Die Konsumentinnen und Konsumenten erwarten sinkende Preise.