Kampf gegen den Klimawandel? Sicher, aber ohne Festkleben!

24.11.2022

Während der zuletzt zu Ende gegangene Klimagipfel in Ägypten aus vielerlei Hinsicht ernüchternde und wenig zufriedenstellende Ergebnisse mit sich brachte, bleibt Österreich das Thema Klima- und Klebeaktivist:innen wohl noch länger erhalten. Wie eine rund um die Klima-konferenz erstellte Studie von MARKET zeigt, ist das Verständnis von Herrn und Frau Österreicher für derart drastische Protest-Maßnahmen allerdings gering. Vielmehr noch, man sorgt sich durchaus, selbst durch Klimaschützer:innen und deren Aktionen – wie zuletzt die Behinderung von Rettungswägen im Straßenverkehr – gefährdet zu werden.

Geht es um das Thema Klimawandel, so macht sich zunächst eine gewisse Ernüchterung in der Bevölkerung breit. An den Klimagipfel selbst hatte man – konkret im Hinblick auf neue Beschlüsse zur Eindämmung des Klimawandels – ohnehin kaum Erwartungen, mehr als drei Viertel der Österreicherinnen und Österreicher bezifferten diese im Vorfeld mit „gering“ bis „nicht vorhanden“. Am optimistischsten waren dabei noch die Jüngeren bis 29 Jahre, bei denen sich zumindest ein Drittel brauchbare Ergebnisse vom Klimagipfel erwartet hätte.

Noch deutlicher wird die vorhandene Resignation, wenn es um den eigenen Glauben an eine Eindämmung bzw. einen Stopp des Klimawandels geht.

Knapp ein Drittel – wiederum vermehrt die Jüngeren – geht zwar davon aus, dass sich der Klimawandel überhaupt noch aufhalten bzw. eindämmen lässt. Während sich rund ein Fünftel in diesem Zusammenhang nicht deklarieren will bzw. kann, sagt in etwa jede/r Zweite, dass es quasi 5 nach 12 – und damit „zu spät für eine Eindämmung des Klimawandels“ ist. Interessant dabei vor allem auch das Ost-West-Gefälle in Österreich bzw. die klar höhere Zurückhaltung seitens der Männer.

Allerdings steht das eigene Verhalten – Gott sei Dank – oft im Widerspruch zu dieser nüchternen Sichtweise der Ausgangssituation und den dazu getätigten Statements. Denn man gibt den Kampf gegen den Klimawandel im Kleinen offenkundig nicht auf, ein Großteil will zumindest seinen / ihren Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit leisten. Und tut dies auch oft.

Mehr als die Hälfte aller Befragten gibt in diesem Zusammenhang an, „bereits heute die eigene Lebensweise so weit wie möglich auf das Thema Nachhaltigkeit anzupassen“, im Segment der über 50-Jährigen sind es sogar zwei Drittel. Besonders bemerkenswert fällt wiederum die Rolle der Jüngeren bis 29 Jahre aus. Sie geben klar überproportional zu Protokoll, dass ihnen „wohl bewusst sei, mehr gegen den Klimawandel tun zu können“ – man sieht sich allerdings häufig zu bequem dafür. Immerhin 3 Prozent leugnen generell den Klimawandel an sich.

Bleibt somit die Frage, wie man auf die aktuellen Berichterstattungen in diesem Zusammenhang reagiert und welche Gedanken vor allem die derzeit medial so präsenten Klimaaktivist:innen, die mit besonders drastischen Maßnahmen – wie z.B. das Überschütten von Kunstobjekten mit Farbe oder Lebensmitteln bzw. das Festkleben auf Straßen mit Sekundenkleber – auf sich und ihre Anliegen aufmerksam machen, bei uns hervorrufen.

Der Tenor in der Bevölkerung geht dabei klar in Richtung expliziter Ablehnung. Mehr als die Hälfte – bei den Älteren ab 50 Jahre sind es sogar zwei Drittel – verurteilen ausdrücklich solch drastische Maßnahmen und geben an, dass man mit derartigen Aktionen ohnehin nichts erreichen würde.

Umgekehrt werden Schütt- und Klebeattacken im öffentlichen Raum nur von 7 Prozent tatsächlich für gut befunden. Auf eine zumindest tendenzielle Unterstützung können Bündnisse wie „Letzte Generation“ und Co am ehesten bei den jüngeren Segmenten bauen, doch auch diese geben sich in Summe eher zurückhaltend.

Dabei sind es jedoch nicht nur das allgemeine Unverständnis oder der Ärger über etwaige Verkehrsblockaden, die diesen Gegenwind in der Bevölkerung begründen.

Vor allem Klimaaktivist:innen, die im Zuge ihrer Protestaktionen mitunter auch eine Gefahr für den Straßenverkehr (im Speziellen für Rettungs- und Einsatzfahrzeuge) bedeuten, lösen eine zunehmende Verunsicherung in der Bevölkerung aus. So gibt in der Erhebung immerhin knapp jede/r Zweite an, sich durch diese Formen des Klima-Aktivismus konkret gefährdet zu fühlen, wobei sich die Altersgruppen in diesem Zusammenhang durchwegs ausgeglichener präsentieren.

Bleibt somit zu hoffen, dass Aktivist:innen zukünftig wieder zu Protest-Maßnahmen zurückfinden, die auf eine allgemeine höhere Zustimmung treffen. Denn sonst wächst der Widerstand in der Restbevölkerung weiter an und führt damit letztlich zum genauen Gegenteil dessen, was man eigentlich bezwecken möchte.

 

Dokumentation der Umfrage:
MARKET INSTITUT, Basis: n=1.000 national repräsentative Online-Interviews in der Bevölkerung ab 16 Jahren;
Befragungszeitraum: KW46 / 2022
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