Stimmung bei Elektromobilität im Rückwärtsgang

07.03.2020

Klimaschutz mit seinem Aushängeschild der „Fridays For Future“-Bewegung hat spätestens seit letztem Jahr das bisherige grüne Nr. 1-Thema „Elektromobilität“ in der medialen Aufmerksamkeit abgelöst. Ein Grund für uns nachzufragen, wie es aktuell mit der Stimmung bezüglich E-Autos und Co in der heimischen Bevölkerung aussieht und vor allem – wie hat sich diese in den letzten drei Jahren entwickelt? Eins vorweg: Die Euphorie von Herrn und Frau Österreicher für die elektrische Alternative bei den Antriebsformen ist derzeit stark abgekühlt.

Bereits 2017 nahmen wir das Thema Elektromobilität detailliert unter die Lupe, seit dem hat sich in Österreich der Bestand von rund 15.000 auf gut 30.000 E-Autos zwar verdoppelt – allerdings entspricht dies nach wie vor einem Anteil von 0,6 Prozent des gesamten Pkw-Bestands (Quelle Statistik Austria), womit bereits die nackten Zahlen ein klares Urteil über den damals noch prognostizierten Vormarsch der E-Mobilität abgeben.

Nicht anders sehen es die Befragten im Rahmen einer österreichweiten, repräsentativen Online-Studie. Noch vor drei Jahren gaben drei Viertel bei identen Fragestellungen an, das Thema Elektroautos als generell positiv zu sehen. Jeder Dritte urteilte explizit sehr positiv darüber. Diese Gruppe der Enthusiasten reduziert sich 2020 auf weniger als die Hälfte (15 Prozent), in Summe sehen nur noch knapp 50 Prozent E-Autos als grundsätzlich positiv an.

Interessant dabei vor allem die Alterskorrelationen. Während die Jüngeren bis 29 Jahre noch einigermaßen stark am Thema halten, zeigt sich der Stimmungseinbruch vermehrt in den älteren Schichten – allen voran bei den über 50-Jährigen. Gleiches gilt auch für die ländlicheren Regionen, bei denen das Thema Reichweite von E-Autos offenkundig präsenter erscheint.

Persönliche Erfahrungen bei Jüngeren nehmen zu, kritische Haltung bei Älteren ebenso

Und das angesichts der Tatsache, dass natürlich – wie auch die KFZ-Anmeldungen bestätigen – die Kontaktpunkte mit der Elektromobilität in den letzten drei Jahren gestiegen sind. Aktuell jeder Vierte ist zumindest einmal in einem E-Auto mit- bzw. selbst gefahren, ein Anstieg von immerhin 6 Prozentpunkten. Der Anteil an Besitzern im Sample entspricht mit rund 1 Prozent in etwa der bundesweiten Zulassungsstatistik.

Dabei kristallisieren sich die Best Ager über 50 Jahre einmal mehr als Elektromobilitäts-Muffel heraus, in ihrem Segment gibt es klar die geringsten Zuwächse was die persönlichen Erfahrungen in diesem Zusammenhang betrifft, womit sich in weiterer Folge Zusammenhänge mit ihrer stärker kritischen Haltung auftun.

Kauf eines E-Autos kommt vorrangig nur mehr für Jüngere in Frage

Dies macht sich auch bei der generellen Kaufbereitschaft von Elektroautos bemerkbar. Der Anteil an Personen, die sich grundsätzlich vorstellen können, beim nächsten Autokauf auf einen E-Antrieb zurückzugreifen, sinkt gegenüber 2017 von 40 Prozent auf ein Drittel ab. Die stärkste Zurückhaltung üben dabei wiederum die über 50-Jährigen, wohingegen es bei den bis 29-Jährigen im Drei-Jahres-Vergleich sogar zu einem Plus kommt.

Klare Gegensätze zeigen sich zwischen Selbstbild und Fremdbild

Es kristallisiert sich anhand der vorliegenden Ergebnisse heraus, dass das Thema offenkundig derzeit in einer – verhältnismäßig kleineren – Kerngruppe angekommen ist, während man vor drei Jahren noch mehr oder weniger alle Schichten von der Elektromobilität begeistern konnte.

In einem klaren Widerspruch dazu steht bemerkenswerterweise die Projektion des Themas und damit die Einschätzung des Fremdbildes der Befragten. Denn explizit nach subjektiv wahrgenommenen Veränderungen in der öffentlichen Meinung gefragt, teilen immerhin knapp 50 Prozent die Einschätzung, dass das Bild von Elektroautos in der Öffentlichkeit in den letzten Jahren besser geworden sei. Für rund ein Drittel habe sich dabei nichts verändert, wohingegen 15 Prozent in der Gesellschaft heute eine schlechtere Stimmung als früher wahrnehmen wollen. Positive Fürsprecher sind einmal mehr vorrangig die Gruppe der bis 29-Jährigen.

Zu erklären ist diese gewisse Diskrepanz mitunter durch die immer noch fehlende Alltagstauglichkeit für die (vor allem) ländliche Bevölkerung. Durch das bereits skizzierte Thema der nach wie vor geringen Reichweiten bei E-Autos sieht man möglicherweise allgemein Potenziale für die Technologie im urbanen Raum, umgekehrt aber nicht bei sich selbst und urteilt in der Folge entsprechend zwiegespalten.

Dokumentation der Umfrage B1756: n=510 Online-Interviews unter der österreichischen Bevölkerung ab 16 Jahren, Erhebungszeitraum: 4. und 5. Februar 2020 maximale statistische Schwankungsbreite bei n=510 +/- 4,43 Prozent

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